Wenn es etwas gibt was ich noch mehr mag als Rentner an der Supermarktkasse, dann sind es Rentner am Ticktautomaten.

Da erreicht man, viel zu spät, schwitzend wie Hulle und voll gepackt wie ein vollgepackter Packesel, den Bahnhof, sprintet zu Ticketautomaten und wird BÄM! auf den Boden der Tatsachen geschleudert. Rentner. Ein ganzes Rudel belagert alle drei Möglichkeiten nicht Schwarzfahren zu müssen. Der Schalter mit humanoiden Verkäufern ist natürlich zu. Mittagspause. Kleinstadt. Blick zur Uhr: 4min. Einer der Rentner packt seine Lesebrille aus. Hoffnung. Die Entfernung zwischen Rentnergesicht und Automat verringert sich auf 2,5cm, um die Hieroglyphen auf dem Bildschirm lesen zu können. Nervös vom linkem aufs rechte Bein hüpfen. Und anders rum. Rentner tippt auf den Touchscreen. Ein anderes Exemplar merkt begeistert an:“ Hier kann man sogar die Sprache auf türkisch stellen!“ Blick zur Uhr: 3min. Soll ich ihnen meine Hilfe anbieten? Es sind so viele. Die aufgerufenen Daten auf dem Monitor werden gelöscht. Falsches Ziel eingegeben. Hinter mir stellen sich Menschen an die noch mehr schwitzen als ich. Sie blicken zur Uhr: 2min. Einer der Rentner bekommt eine Fahrkarte aus einem der Automaten, vergisst aber seine EC-Karte zu entfernen. Das erinnernde Piep-piep-Geräusch setzt ein. Algemiene Verunsicherung ergreift die Herde. Alle Blicke wandern zum Rentner am lärmenden Automaten. Meiner wandert zur Uhr: 1min. Krächtz krächts:“ Grummel…der Zug aus Braunschweig in Richtung Rheine fährt jetzt, planmäßig, ein.“ Haha pünktlich, denke ich während ich zum Gleiß renne. Natürlich ohne Ticket. Mindestens 2 Personen, die sich hinter mir angestellt hatten, tun es mir gleich. Die Rentner und das Piepen bleiben zurück.

Rentner 86. Kamil 0. Nächstes mal, wenn ich eigentlich im Bus Platz für einen älteren Mitmenschen machen würde, bleibe ich stumpf sitzen. Ein wenig Genugtuung und ein Zeichen des Widerstandes.

...kommt wieder. Versprochen.